Wozu ein Kulturbeirat?

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Wie steht es mit der Kultur in Rangsdorf? Oder etwas präziser gefragt, in welcher Form unterstützt und fördert die Gemeinde das kulturelle Leben? Gibt es offene, nicht-kommerzielle Treffpunkte, wo sich kulturelle Aktivitäten unterschiedlicher Art entwickeln, Veranstaltungen stattfinden oder einfach Menschen begegnen können? Gibt es Ideen, wie sich die Gemeinde hier weiterentwickeln sollte?

Die Antwort ist nicht ganz einfach. Ja, es gibt den Kulturverein mit einem umfangreichen und attraktiven Veranstaltungsprogramm. Es gibt die GEDOK mit fortlaufend neuen Ausstellungsprojekten und Begleitprogrammen. Es gibt Jugendclubs in Rangsdorf und Groß Machnow und nicht zuletzt zahlreiche, sehr aktive Vereine, zum Teil mit eigenen Räumen, die auch für Veranstaltungen genutzt werden. Öffentlich für alle zugänglich sind lediglich der Sitzungssaal im Rathaus und der Saal im Gutshaus Groß Machnow. Einen zentralen Ort, der für alle Kulturinteressierte und -aktive zugänglich ist, ein Minimum an Infrastruktur bereit stellt und für unterschiedliche Arten von großen und kleinen Formaten geeignet ist, gibt es leider nicht.

Zusammengefasst heißt das, viele Einzelinitiativen arbeiten jede für sich mit großem Engagement und auch erfolgreich. Gemeinsame Vorstellungen, wie sich das kulturelle Leben in Rangsdorf entwickeln sollte, für welche Zielgruppen vielleicht Angebote fehlen und v.a. welche Bedeutung der Kunst und Kultur in der Gemeinde insgesamt zukommen soll, wurden durch die Gemeinde selbst bisher nicht entwickelt. Kurz gesagt, es gibt bislang in Rangsdorf keine Kulturpolitik.

Bisher werden Sachfragen und Anliegen, die das kulturelle Leben der Gemeinde betreffen, im Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Soziales vorberaten und zur Entscheidung an die Gemeindevertretung empfohlen. Der Ausschuss hat mit der Kombination dieser vier Politikfelder ein enormes Pensum an Sachfragen und Entscheidungen vorzubereiten. Neben dem Dauerthema der Versorgung mit Kita-, Hort- und Schulplätzen (Bildung), der zunehmend wichtigen Jugendarbeit und der Begleitung größerer Bauprojekte fehlt für ausführliche Beratungen zu kulturpolitischen Fragen im Ausschuss häufig die Zeit und es wird zu wenig auf die Beratungskompetenz aus dem Kreis der in der Kultur engagierten Personen und Organisationen zurückgegriffen.

Vor diesem Hintergrund nahmen wir die Diskussion im vergangenen Jahr erneut auf, mit dem Ziel, zunächst den vorhandenen Aktivitäten und vor allem auch den Menschen, die sich in der Gemeinde in Sachen Kultur engagieren, zu mehr Sichtbarkeit und Mitsprache in der Gemeindepolitik zu verhelfen. Gemeinsam mit den Fraktionskolleg*innen der SPD brachten wir im Sommer den Antrag ein, einen Kulturbeirat einzurichten, der ähnlich wie der Jugendbeirat (Jugendparlament) oder der Senior*innenbeirat die Interessen der Kulturinteressierten und -aktiven artikulieren, in der Gemeinde vertreten und die politischen Gremien mit Sachkompetenz beraten sollte.

Ein Kulturbeirat hätte dabei als ständiges Gremium die Aufgabe, die Gemeindeverwaltung und die Kommunalpolitik in Angelegenheiten zu beraten, die Kunst und Kultur und das kulturelle Leben in Rangsdorf betreffen, sollte fachliche Empfehlungen erarbeiten und für einen regelmäßigen Austausch zwischen Kulturexpert*innen, Verwaltung und Politik sorgen. Diese Art der Unterstützung würde sowohl die Verwaltung als auch die Politik entlasten und gleichzeitig zu einer Beschleunigung der Entscheidungsprozesse beitragen.

Im zweiten Anlauf nach einigen v.a. formalen Nachbesserungen erfolgte die Beschlussempfehlung im Ausschuss und danach der Mehrheitsbeschluss in der Gemeindevertretung. Damit wurde der Bürgermeister beauftragt, der Gemeindevertretung einen Entwurf zur Änderung der Hauptsatzung vorzulegen, mit dem Ziel, einen Beirat zur Vertretung der Interessen der in Kunst und Kultur aktiven und engagierten Einwohner*innen Rangsdorfs als Gremium nach § 19 der BbgKVerf der Hauptsatzung der Gemeinde Rangsdorf einzurichten.

Am 05. Dezember 2023 wurde schließlich die entsprechende Änderungsatzung der Hauptsatzung in der Gemeindevertretung mit großer Mehrheit beschlossen. Demnach wird sich der neue „Beirat der Kunst- und Kulturschaffenden“ mit sieben Mitgliedern aus dem Kreis der in Kunst und Kultur engagierten Rangsdorfer*innen vermutlich noch in diesem Sommer konstituieren und seine Arbeit aufnehmen.

Neben der Zusammenarbeit mit dem ausgesprochen engagiert arbeitenden Festkomitee zur Vorbereitung der im nächsten Jahr anstehenden Feierlichkeiten zum 650-jährigen Bestehen der Gemeinde Rangsdorf wird sich das Gremium sicher mit konzeptionellen Fragen auseinandersetzen. Und es wird sich dem Wunsch nach der Schaffung eines Ortes widmen, der die vielen Aktivitäten, die es schon gibt und die, die noch auf ihre Entwicklung und Umsetzung warten, möglich macht.

Wir wünschen viel Erfolg!

Christina Thomas und Claire Luise Heydick

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