Michael Keller wie planst Du als Bauphysiker, Rangsdorf zukunftsfähig zu gestalten?
Als Bauphysiker arbeite ich daran, Bauwerke und Liegenschaften effizienter zu gestalten. Dies betrifft vor allem den Bestand und die Wärmeversorgung. Auch wenn eine nachhaltige Baukonstruktion aus Holz und Lehm den Energiebedarf auf weniger als 20 % des Energiebedarfs für die Erstellung eines Stahlbetonbauwerks reduzieren kann, ist die Erhaltung und Nutzung vorhandener Gebäude noch ressourcenschonender und somit energieeffizienter als der Neubau.
Dennoch müssen wir neu bauen. Rangsdorf wächst schnell und der Wohnraummangel könnte auch hier ein Problem werden.
Der Wohnraummangel ist ein Begriff, der viele verunsichert. Es herrscht ein Mangel vor, aber nicht für alle. Besonders für junge Menschen ist es oft sehr schwer, eine geeignete Wohnung zu finden. Dabei ist viel Wohnraum vorhanden. Um das zu veranschaulichen, denken Sie an einen Kleiderschrank. Viele stellen fest, dass man nichts anzuziehen hat. Dabei findet man viel, was nicht mehr passt oder gefällt. Aber vielleicht gibt es andere, die das mögen. Für diese Kleidungsstücke organisierten wir bereits den ersten Rangsdorfer Kleidertausch. Eine Anlaufstelle in Rangsdorf, die nicht genutzten Wohnraum anbietet, früher nannte man so etwas Wohnen zur Untermiete, oder Konzepte wie Wohnen für Hilfe unterstützt, wäre ein großer Schritt in diese Richtung. Vor allem das Konzept Wohnen für Hilfe kann einen großen Mehrwert für Jung und Alt mit sich bringen. So genutzte Gebäude benötigen auch weniger Energie.
Warum soll ein Gebäude weniger Energie benötigen, wenn mehr Leute dort wohnen?
Auf den Quadratmeter bezogen benötigt so ein Haus allein schon durch den höheren Warmwasserbedarf mehr Energie. Rechnet man aber mit dem Energiebedarf pro Person, kommt es zu einer erheblichen Verbesserung. Dies ist der Fall, wenn z. B. auf 120 m² nicht nur eine Rentnerin, sondern zusätzlich noch eine junge Mutter mit Kind wohnt.
Du hattest zu Beginn noch die Wärmeversorgung angesprochen. Ist die Wärmepumpe in jedem Haus der einzige Weg?
Ja und nein. Der beste Weg ist die kommunale Wärmeversorgung. So wie man heute mit dem Einspeisen von Strom durch Photovoltaik vertraut ist, kann dies über ein kommunales Wärmenetz auch mit überschüssiger Wärme umgesetzt werden. Im Idealfall läuft so ein System auf 20 bis 40 ° Celsius bei dem die Abwärmeverluste erheblich reduziert werden können.
20 bis 40 °C. Meine Heizung läuft auf 75/65° müssen wir jetzt frieren, wenn wir nicht dämmen können?
Ich verstehe die Angst völlig und so etwas darf auch nicht ignoriert werden. Es gibt Lösungen. Der Grund für die niedrigen Temperaturen ist, dass so alle einspeisen können. Vor allem die vielen Wärmepumpen im bestehenden Neubau. Auf der Abnehmerseite kann bei einem einbindenden Medium mit 20 bis 40 °C ebenfalls eine Wärmepumpe gestellt werden, die als Kaskadenheizung das benötigte Temperaturniveau für das Gebäude anhebt. Das wird auch für die Trinkwarmwassernutzung benötigt, um die Legionellengefahr zu beseitigen. Am Ende ist es wichtig, dass wir zusammenarbeiten, um eine für uns alle erfolgreiche Lösung umzusetzen.