Claire-Luise Heydick

Als Gemeindevertreterin und Kreistagsabgeordnete seit 2019 konntest Du viele Erfahrungen in der Kommunalpolitik sammeln. Was war in der Zeit Deine wichtigste Erkenntnis?

Die wichtigste Erkenntnis stellt zugleich auch die größte Herausforderung dar. Entscheidungen und deren Umsetzung dauern häufig sehr lange. Das bedeutet, dass viele Prozesse parallel laufen und es essentiell ist, lange durchzuhalten.

Wie kannst Du Dich dennoch motivieren am Ball zu bleiben?

Sehr motivierend ist es für mich immer, wenn ein Antrag, der auf unsere Initiative zurückzuführen ist, tatsächlich beschlossen wird. Noch motivierender ist allerdings der Moment, wenn der Beschluss tatsächlich umgesetzt wird, wenngleich hier auch der größte Frust entstehen kann, wenn ein Beschluss über einen langen Zeitraum nicht realisiert wird.

Wo ist Dein politisches Handeln in Rangsdorf erkennbar?

Tatsächlich sichtbar sind Blühwiesen in Rangsdorf und Groß Machnow an verschiedenen Stellen. Diese gehen auf unsere Initiative zurück, dem Biodiversitätsverlust entgegenzutreten, also konkret etwas gegen das massive Insektensterben zu unternehmen. Das Ziel des Beschlusses geht allerdings über das Anlegen von Blühwiesen durch die Gemeinde hinaus und so sind Bürger:innen explizit eingeladen, ebenfalls etwas für das Überleben der Insekten zu tun. Blühwiesen reichen aber nicht aus, es braucht ein Insektenschutzkonzept, um ihren Lebensraum nachhaltig zu schützen. Dafür konnte ich jedoch in der Gemeindevertretung keine Mehrheit finden. Aufgrund der Dringlichkeit des Themas würde ich mich gerne in der nächsten Wahlperiode noch intensiver dafür einsetzen.

Gibt es ein Beispiel für einen Beschluss, auf dessen Umsetzung Du noch immer wartest?

Es gibt einen sehr wichtigen Beschluss, für den ich sehr kämpfen musste, der allerdings noch immer nicht umgesetzt wurde: Ende 2021 wurde der Beschluss gefasst eine:n Klimaschutzmanager:in einzustellen und ein entsprechendes Klimaschutzkonzept für die Gemeinde Rangsdorf zu erstellen. Wir leben in Zeiten multipler Krisen und es ist wichtig, insbesondere hier vor Ort Lösungen für diese Probleme zu finden und umzusetzen. Dafür brauchen wir dringend ein Konzept sowie die entsprechende Kompetenz, um der Krise systematisch Maßnahmen entgegenzusetzen. Mittlerweile müssen wir über den reinen Klimaschutz hinaus über die Klimaanpassung sprechen und auch dafür entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Welche Maßnahmen könnten das sein?

Konkret müssen wir einerseits die erneuerbaren Energien stärker in Rangsdorf nutzen, gern auch mit Bürger:innenbeteiligung. Konkret brauchen wir mehr Photovoltaik-Anlagen auf gemeindlichen Einrichtungen, um emissionsfreien, eigenen Strom zu erzeugen. Erneuerbare Energien sollten aber zur Wärmegewinnung genutzt werden. Andererseits zeigt bereits ein Blick auf den Rangsdorfer See und auf die Kanäle, dass wir ein massives Wasserproblem haben. Die Auswirkungen der Klimakrise treffen uns selbstverständlich auch hier vor Ort. Für den Umgang mit dem Wassermangel müssen wir über innovative Lösungen sprechen. Die Niederschläge müssen weitgehend in Rangsdorf erhalten bleiben. Dafür bedarf es Flächenentsiegelungen, die auch vor Überflutungen bei Starkregen-Ereignissen schützen können. Es bedarf demnach eines Schwammstadt-Konzeptes. Besonders wichtig für unsere grüne Gemeinde ist auch der Erhalt und die Neupflanzung von Bäumen. Durch unseren Antrag konnten wir bereits bewirken, dass die Gemeinde freiwillige Nachpflanzungen in größerem Umfang, als rechtlich vorgeschrieben, nachpflanzt. Und auch die Bürger:innen können zum Erhalt des Grüns beitragen, indem sie Baumpatenschaften übernehmen. Auch diesen Beschluss konnte ich erfolgreich in der Gemeindevertretung durchsetzen.

Die Klimaveränderungen treffen häufig die Schwächsten, also alte und junge Menschen. Wie können wir diese ganz konkret schützen?

Hitzeaktionspläne können helfen, weil diese verschiedenen Maßnahmen bündeln. 635 Menschen sind im Jahr 2022 in Berlin und Brandenburg hitzebedingt gestorben, diese Zahl wird mit steigenden Temperaturen zunehmen. Öffentlich zugängliche Trinkwasserspender, schattige Bereiche sowie viel Grün, wenig versiegelte Flächen und kühle Schutzräume können hier Abhilfe schaffen und Leben retten.

Was ist deine Vision für Rangsdorf 2030?

Ein ideales Rangsdorf in 2030 wäre in meinen Augen klimaneutral, wir würden ausreichend erneuerbare Energien erzeugen, um die gesamte Gemeinde zu versorgen. Außerdem wäre Rangsdorf wieder deutlich grüner und ein Ort der Erholung für alle. Viele Bäume und bunte Wiesen würden dazu beitragen, dass nicht nur wir uns wohlfühlen, sondern auch die Tiere, denen wir Lebensraum zurückgeben würden. Autos würden nur noch wenige durch die Straßen fahren, denn der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel wäre so gut, dass alle sich auf diese verlassen können und problemlos nicht nur nach Berlin, sondern auch nach Ludwigsfelde, Potsdam und Königs Wusterhausen kommen. Wer nicht auf den ÖPNV zurückgreifen möchte, kann sich sicher auf den ausgebauten Fahrradwegen bewegen. Durch sozialen Wohnungsbau finden junge Rangsdorfer:innen bezahlbaren Wohnraum und auch Geflüchtete eine menschenwürdige und langfristige Bleibeperspektive.