Christina Thomas, seit 2015 Gemeindevertreterin in Rangsdorf, seit 2019 Vorsitzende des Ausschusses für Bauen und Umwelt
im Gespräch mit
Matthias Gerloff, seit 2004 aktiv in der Kommunalpolitik, seit 2014 in Rangsdorf, bis 2019 als Gemeindevertreter, danach als sachkundiger Einwohner im Ausschuss für Bauen und Umwelt
CT: Matthias, du bist seit Jahren in der Gemeinde aktiv, dein Schwerpunkt ist die Verkehrspolitik. Was würdest du in den nächsten Jahren in der Gemeindevertretung voran bringen wollen?
MG: Mein Engagement gilt vor allem dem sicheren Rad- und Fußverkehr. Das geht innerhalb der Gemeinde gut auch ohne Trennung der Verkehrswege als Geh-, Rad- und Autostraßen.
CT: Wie geht das konkret?
MG: Man müsste sich nur trauen, den Straßenraum so aufzuteilen, dass alle Verkehrsteilnehmende ihren Platz haben. Es ist doch längst nicht mehr zeitgemäß, dem Auto Vorrang gegenüber anderen Fortbewegungsmitteln zu geben. Die Novelle der StVO, die u. a. den Kommunen mehr Entscheidungskompetenz einräumen wollte, ist ja leider im Bundesrat gescheitert. Die Sicherheit für Radfahrende könnte aber auch jetzt schon durch relativ einfache Maßnahmen verbessert werden. Die Reduzierung des ruhenden Verkehrs in Durchgangsstraßen (z.B. Winterfeldallee, Birkenallee) in Verbindung mit optischen Hinweisen und Fahrbahnmarkierungen an Kreuzungen würde Schulwege sicherer machen.
CT: Aber die Verkehrswende ist damit noch nicht geschafft.
MG: Ja, klar. Generell sind schnelle Radwegeverbindungen in die Nachbargemeinden dringend notwendig und schließlich müssen Wohnsiedlungen zu Fuß und mit dem Rad durchquert werden können, unabhängig vom Autoverkehr. Hilfreich könnte hier eine Spielleitplanung sein. Wenn Orte, wo Kinder sich treffen, Spielplätze, Schulen, Sportstätten miteinander verbunden werden, kann daraus ganz leicht eine Fußwegeplanung entstehen.
CT: Ich meine auch, wir müssten uns stärker für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr einsetzen. Die Menschen brauchen echte Alternativen, wenn sie auf das Auto verzichten wollen. Die Gemeinde kann nicht viel selbst entscheiden, aber gemeinsam mit den Nachbargemeinden könnte mehr Druck aufgebaut werden, z. B. für mehr Kapazität auf der Schiene. Wenn die Dresdner Bahn ausgebaut ist, wird der Fernverkehr Vorrang vor den Regionalzügen haben und wir bleiben buchstäblich auf der Strecke.
MG: Deshalb fordern wir ein drittes Gleis. Dort könnte eine S-Bahn oder auch ein Regio fahren.
Aber was sind für Dich noch wichtige Dinge, die in den nächsten Jahren angegangen werden sollen?
CT: Der Klimaschutz muss unbedingt in allen gemeindlichen Aufgabenfeldern Priorität haben. Neben Waldschutz und -pflege ist klimafreundliches Bauen ein großes Thema. Wir können über die Bauleitplanung hier noch mehr Einfluss nehmen.
Ich wünsche mir sehr, dass Gemeindevertretung und Verwaltung künftig an einem Strang ziehen. Idealerweise sollten die Ideen aus der Verwaltung kommen und von uns politisch begleitet werden. Tatsächlich ist es oft umgekehrt: Wir erarbeiten Vorschläge, für die alle möglichen Bedenken und Schwierigkeiten ausgemacht werden, anstatt nach Lösungen zu suchen. Erstaunlicherweise gelingt manches in Nachbargemeinden, was hier unmöglich scheint, siehe „Klimamanager:in“.
MG: Zum Schluss vielleicht noch ein Themenwechsel. Du hast dich letztes Jahr für die Einrichtung eines Kulturbeirats stark gemacht. Warum?
CT: Das hat für mich auch viel mit Klima zu tun. In Zeiten wie heute, wenn eine Krise die andere jagt und Menschen überfordert und verunsichert sind, brauchen wir ein funktionierendes Gemeinwesen. Die Basis dafür sind ein reges kulturelles Leben, Möglichkeiten des Austauschs und der Begegnung. In Rangsdorf gibt es viele Initiativen, die ehrenamtlich aktiv sind, hier könnte ein Beirat die Sichtbarkeit erhöhen und für mehr Beteiligung in politischen Entscheidungsprozessen sorgen.
Wenn es gelingen würde, zudem noch einen Ort zu etablieren, wo viele dieser Aktivitäten und Begegnungen stattfinden können, wäre ein großer Schritt geschafft.